Hallo ihr Lieben
ich heiße Lisa und arbeite als Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Intensivstation. Somit habe ich im Moment mit Covid-19 hautnah zu tun, und er bestimmt mein komplett berufliches Leben. Seit er aufgetaucht ist, hat sich im beruflichen Umfeld wahnsinnig viel verändert. Wir hatten schon ganz früh eine kontinuierliche Mundschutzpflicht sobald wir die Station betraten, mussten bewusst Abstand halten zu den Kollegen, durften nur noch alleine Pause machen und jeder legte wahnsinnig Wert auf Hygiene, sodass sich das Bewusstsein für Corona fest in das Gedächtnis einbrannte. Aber mit der Routine und den Erfahrungswerten mit Covid-19-Patienten fehlte die Angst zunehmend und eine gewisse Normalität stellte sich ein. Ob es das Anlegen der Schutzausrüstung war oder die Neuaufnahme eines Coronaverdachtsfalls oder der Umgang mit unvorhergesehen Situationen in der Betreuung eines positiven Patienten.
Die letzten Wochen innerhalb dieser Pandemie zehren wirklich an den Reserven von einem selbst, man wird zum einem gedanklich gefordert, da ich ständig fachlich-fundierte Entscheidungen treffen muss zum Wohle des Patienten, zum anderen bin ich im Iso-Zimmer zum größten Teil auf mich allein gestellt und muss im Notfallgeschehen schnelle Entscheidungen treffen, da es um Menschenleben geht, weil bis der Kollege von außen seine Schutzausrüstung angelegt hat und mich unterstützen kann, es oft zu lange dauern würde. Somit bleibt im Grunde genommen nur die Freisprechanlage. Dass diese genutzt werden kann muss der Kollege in Hörweite sein und nicht an seinem eigenen Patienten arbeiten. Ihr seht die Problematik.
Zum anderen muss man sich selbst ganz anders organisieren als im Normalfall und eine kleine logistische Meisterleistung erfüllen, dass das essentiell wichtige Material sowie Notfallmedikamente im Iso-Zimmer vorliegen, weil schnell dieses zu verlassen nicht möglich ist und da die Basis, wie vorhin erklärt, auch seltener zu erreichen ist.
Desweitern kann ich persönlich die Bilder aus den Nachrichten nur bestätigen, in denen deutlich zu sehen ist, wie anstrengend die körperliche Arbeit unter dieser Schutzausrüstung ist. Zumal die gesamte Arbeit am Patienten von der Krankenschwester übernommen werden muss, da ein tiefsediert beatmeter Patient überhaupt nicht mithelfen kann. Nach einer halben Stunde beginnt man bereits unter einer FFP3-Maske Luft zu nehmen als würde ich einen Dauerlauf absolvieren – geschweige denn von dem Muskelkater den man danach empfindet. Die Dienstkleidung hat man nach einer Schicht mehrfach komplett durchgeschwitzt und das Visier liegt einem so schwer auf den Schultern als trage man einen Stahlhelm. Ganz geschweige denn von den Kopfschmerzen, die einen plagen wenn das Visier richtig sitzt und nicht bei jeder Kopfbewegung durch das Iso-Zimmer purzeln soll.
An manchen Tagen ist es mir kaum möglich das Iso-Zimmer zu verlassen, weil die zu betreuenden Patienten so kreislaufinstabil sind, dass sie mich kontinuierlich beschäftigen. Man ist dann froh, wenn man für 10 Minuten das Iso-Zimmer verlassen kann, um schnell etwas zu trinken und zu essen damit der eigene Kreislauf nicht in die Knie geht. Aber die meiste Zeit davon triffst du Vorbereitungen um erneut das Iso-Zimmer betreten zu können ehe die Situation entgleist.
Trotz der mentalen als auch körperlichen Belastung bringt mich diese Pandemie menschlich insbesondere beruflich einen großen Schritt voran.
Guter Gott,
ich möchte bitten für alle Erkrankten, dass sie die Kraft durch Dich erlangen wieder gesund zu werden. Für ihre Angehörige und die Menschen, die sich im Moment ganz besonders für andere Menschen einsetzen, dass sie die Kraft zum Durchhalten und nicht das Bewusstsein dafür verlieren welchen unverzichtbaren Dienst sie im Moment erfüllen, um weiterhin durchhalten zu können.
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Susanne (Samstag, 09 Mai 2020 09:20)
Und ich jammere schon über die Maske beim Einkaufen! ��♀️ Lisa, du machst da einen wirklich wichtigen Job! Deiner Namenspatronin machst du echt alle Ehre! �